Diese Fragen über Kokosfett und Kokosöl werden mir bei den Ernährungsberatungen immer wieder gestellt. Ist es gesund oder gar giftig? Ich habe mich daher schon vor Jahren damit beschäftigt, ob ich Kokosfette und Kokosöle mit gutem Gewissen in meiner Küche verwenden bzw. weiter empfehlen kann.
Meine Oma kannte dieses Fett auf jeden Fall noch nicht. Sie nahm die echte Butter, Schweine- oder Butterschmalz etwas Sonnenblumen- Raps oder Weizenkeimöl.
So, nun aber wieder zurück zum Kokosfett/Kokosöl.
Ein altes indisches Sprichwort sagt, dass sich die Kokospalme auf 999 verschiedene Arten nutzen lässt, daher: „Wer eine Kokospalme besitzt, hat alles, was er zum Leben braucht“. Wie wahr! Bei der bis zu 25 Meter hohen Pflanze, die bis zu 120 Jahre alt werden kann und jährlich etwa 40 reife Früchte liefert, sind so gut wie alle Pflanzenteile nutzbar. Dem aus der Kokosnuss gewonnenen Öl werden aber ganz besonders positive Eigenschaften nachgesagt. Was ist dran am Hype um Kokosöl?
Kokosöl/Kokosfett: Fettsäuren
- Mit einem Anteil von rund 90 % an gesättigten Fettsäuren würde ich als Ernährungsmedizinerin erst mal nicht zum regelmäßigen Verzehr von Kokosöl raten. Kokosfett eignet sich wegen des höheren Verarbeitungsgrades, welcher sogar die gesundheitsschädlichen Trans-Fettsäuren mit sich bringen kann, noch weniger zur gesunden Ernährung als das schonend produzierte native Kokosöl.
- Der Vorteil ist aber, dass die gesättigten Fettsäuren dafür sorgen, dass du das Öl auf 200 °C erhitzen kannst.
- Im Vergleich zu tierischen Fetten, beispielsweise dem Butterschmalz, enthält es aber keinerlei Arachidonsäure, die entzündungsfördernden und gefäßverengenden Charakter besitzt und ausschließlich in tierischen Produkten zu finden ist. Im Gegensatz zur Butter, welche „nur“ 53 % gesättigte Fettsäuren enthält, sticht die pflanzliche Alternative in diesem Punkt sehr deutlich hervor. Dafür ist Kokosfett reicher an mittelkettigen Fettsäuren, die Untersuchungen zufolge sogar positive Effekte auf den Fettstoffwechsel haben sollen. Ein Für und Wider
Aus was besteht eigentlich Kokosfett/ Kokosöl
- Das Fruchtfleisch – bei der Kokosnuss handelt es sich ja eigentlich nicht um eine Nuss, sondern um eine Steinfrucht – enthält Wasser, Fett, Eiweiß, Kalium, Kalzium, Natrium und andere Ballaststoffe, Magnesium, Zink, Eisen, Selen, Kupfer, Phosphor, sowie die Vitamine A, B1, B2, B6, C und E.
- Das nährstoffhaltige Fleisch wird Kopra genannt und besitzt einen Fettanteil von ca. 70%. Aus dem getrockneten Fruchtfleisch wird Kokosöl gewonnen – ein klares Öl mit zart aromatischem Geschmack.
- Da Kokosfett reich an gesättigten Fettsäuren ist – es enthält ca. 8 % ein- oder mehrfach ungesättigte Fettsäuren und ca. 92% gesättigte Fettsäuren – galt es lange Zeit als ungesund. Doch die bisherigen kardiologischen Leitlinien wonach weniger als zehn Prozent der aufgenommenen Energie über gesättigte Fette bezogen werden sollten und daher ungesättigte Fette aus Pflanzenölen zu bevorzugen wäre, wurden soeben durch eine Studie der US-Gesundheitsbehörde “National Institutes of Health” zumindest relativiert.
- Es ist aber auch reich an Laurin-, Mystrin- und Caprylsäure und allgemein gut bekömmlich. Heute weiß man, dass sich vor allem die Laurinsäure positiv auf das körperliche Befinden des Menschen auswirkt, was den Nachteil der gesättigten Fettsäuren aufhebt, und sogar Herzinfarkten vorbeugen und die Abwehrkraft des Körpers stärken kann. Kokosfett ist trotz seines hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren natürlich cholesterinfrei, wie alle anderen Pflanzenöle und -fette auch.
Welches Kokosfett gibt es
Kokosfett wird nach Art der Herstellung klassifiziert – es gibt natives oder raffiniertes Kokosfett.
- Beim nativen Kokosfett kommen bei der Herstellung keine zusätzlichen Stoffe zum Einsatz – entweder wird es direkt kalt gepresst oder durch andere schonende Verfahren gewonnen. Zubereitet wird das native Kokosfett aus zerkleinertem Fruchtfleisch oder aus Kokosmilch- ansonsten ist das Öl naturbelassen
Für mich ist natives Öl aus ernährungsphysiologischer Sicht in jedem Fall hochwertiger als raffiniertes Kokosfett. Ich finde, es schmeckt auch feiner und behält seinen zarten Kokosgeschmack.
- Raffiniertes Kokosfett wird gebleicht, gefiltert und z.T. auch mit chemischen Substanzen behandelt. Dabei werden nicht nur unerwünschte Stoffe wie kleine Fasern oder ähnliches herausgefiltert, sondern auch Geschmacks- und Farbstoffe und ein großer Teil des enthaltenen Vitamin E gehen verloren. Zur Gänze erhalten bleiben hingegen die gesättigten Fettsäuren. Wird das Endprodukt dann auch noch, was üblich ist, gehärtet, können ungesunde Transfettsäuren entstehen.
Kritische Inhaltsstoffe in vielen Kokosölen
Dramatisch finde ich, dass in vielen Kokosölen und Fetten MOAH (Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons) enthalten ist.
Dieser Mineralölbestandteil, der als potenziell krebserregend gilt sollte in diesen Fetten und Ölen nicht vorkommen- eigentlich sollte und dürfte er in keinem Lebensmittel auftauchen.
Kokosöl ist weder per se giftig noch gesund
Ich finde, wie ‚gesund‘ ein einzelnes Lebensmittel sein kann, wird man wissenschaftlich nie erfahren. Dafür bräuchte man randomisierte Studien an Menschen über einen langen Zeitraum. Blöderweise gibt es keine Freiwilligen, die beispielsweise ein Jahr nur Kokosöl essen.
Dem Ruf des ultimativen Superfoods kann für mich der Exot mit einem Blick auf die Daten und Fakten jedoch nicht gerecht werden.
Mein persönliche Denkweise
Meine Großeltern verwendeten nie solch ein Kokosöl bzw. Kokosfett. Sie kannten es ja auch nicht. Der Kuchen wurde mit echter Butter gebacken und das Fleisch, dass es ohnehin nur an einem besondern Tag gab, backten sie in Schweineschmalz oder Butterschmalz heraus. Auf den Salat kam Sonnenblumenöl oder ein paar Speckwürfel.
So stelle ich wieder einmal fest, die Menge macht das Gift bei einem Lebensmittel.
Wie eben Paracelsus schon sagte: Die Dosis macht das Gift!
Ich persönlich verwende natives Kokosöl, wenn ich etwas asiatisches koche bzw. ein Öl brauche, dass ich stärker erhitzen kann. Wenn ich meinen Lieben ein Schnitzerl mache so backe ich es wie meine Oma in Butterschmalz, das ich von einer Bäuerin habe, heraus.
Wenn ich etwas leicht anbrate, so nehme ich Ölivenöl oder ein anderes Pflanzenöl.
Für mich spricht nichts dagegen, Kokosöl gelegentlich und in geringen Mengen zu mir zu nehmen. Kokosöl sollte jedoch auf keinen Fall das universelle Fett in der Küche werden, das alle anderen Fette ersetzt.
Besser als Kokosöl sind ohnehin pflanzliche Öle wie Rapsöl, Olivenöl oder Walnussöl – sie haben einen hohen Anteil an einfach und mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Aus Perspektive der Nachhaltigkeit sind Kokosprodukte aufgrund der langen Transportwege und schwierigen Anbaubedingungen ohnehin nicht besonders empfehlenswert.
So hoffe ich nun, euch mit meiner Recherche, meinem Wissen und meiner persönlichen Meinung über Kokosfett und Kokosöl eure Fragen beantwortet zu haben.
Ich wünsch euch alles Liebe und eine leckere Speisenzubereitung mit Kokosfetten und denkt daran, die Dosis macht das Gift
Eure BINA
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